"Die Jacke meines Vaters"

 

Installation von

Susanne Messer

als Dauerleihgabe im Limburger Kreishaus

An einem schweren eisernen Haken hängt im Limburger Kreishaus eine rostige, verknitterte Jacke. Das Innenfutter bilden bunte Fotografien. „Was hat es damit auf sich?“, fragt der Betrachter. Eine Erklärung findet sich schnell auf dem dazugehörigen Informationsblatt. Darin beschreibt die Bad Camberger Künstlerin Susanne Messer, wie es zu diesem Kunstwerk kam, das nun als Dauerleihgabe im Limburger Kreishaus zu bewundern ist.

Entstanden ist diese Installation für eine Ausstellung mit dem Titel „Zwischenraum“. Der Raum ist die Lebenszeit ihres Vaters in der Zeit von 1928 bis 2003. „Die äußere Hülle dieses Raumes besteht aus seinem alten grauen Arbeitsmantel, der noch immer im Keller an einem Haken hing, und sicher viele Jahre dieses ,Zwischenraums’ miterlebt hat“, sagt die Künstlerin.

Der Kittel wurde zunächst mit einem Textilhärter präpariert, dann mit einer Eisengrundierung versehen und nun darf er rosten. Die auf diese Weise entstandene Patina ist Sinnbild für ständige Veränderung und Vergänglichkeit geworden. Innen sind mit eingearbeiteten Fotos die Lebensstationen dargestellt. Es beginnt mit Bildern aus der Kinderzeit, mit Eltern und den zahlreichen Geschwistern.

Dann der erste Einbruch, als der Vater, kaum 16-jährig, in den letzten Kriegstagen als absoluter Nichtschwimmer zur U-Boot-Flotte einberufen wurde. „Im Berufsleben hatte mein Vater die Gelegenheit, viele interessante und berühmte Menschen kennen zu lernen, einige haben in der Jacke einen Platz gefunden“.

Auch Zeitgeschehnisse, zum Beispiel die 68er-Bewegung, die Demos im Frankfurter Westend, Terror über Deutschland, dann später der Mauerfall und auch die Attentate vom 11. September waren Meilensteine, die bewegt und geprägt haben. Die letzten glücklichen Bilder gehören wiederum der Familie.

„Für mich persönlich war diese Arbeit eine Auseinandersetzung mit unserer direkten Vergangenheit und gleichzeitig Dank und Respekt an meinen Vater, dass er mir offen und ehrlich seine Lebensphilosophie gezeigt hat, in der Toleranz die Basis im Umgang mit anderen war“, erklärt Susanne Messer, während sie Landrat Manfred Michel das Kunstwerk präsentiert. Michel dankte für die sehr ansprechende Leihgabe, die einen exponierten Platz im Kreishaus gefunden habe und lädt die Besucherinnen und Besucher des Kreishauses dazu ein, sich diese einmalige Kunst-Installation anzuschauen.

Susanne Messer, Jahrgang 1958, arbeitete ehemals als Fernmeldeassistentin für Rundfunkübertragung. Schon früh beschäftigte sie sich mit Kunst im Allgemeinen und Malerei im Besonderen. In zahlreichen Seminaren und Akademien hat sie im Laufe der Jahre umfangreiche Kenntnisse in verschiedenen Techniken der Malerei erworben, um schließlich ein Studium der Malerei zu absolvieren.

Nach der Ausbildung zur Kursleiterin im Kreativbereich für Erwachsene vor nunmehr zehn Jahren arbeitet sie als Dozentin für verschiedene Maltechniken in der Erwachsenenbildung der Volkshochschule Limburg-Weilburg und betreibt seit November 2011 ein eigenes Atelier mit Galerie und Malschule in Bad Camberg. Ihre Werke waren bereits in zahlreichen Einzel- und Gemeinschaftsausstellungen im Raum Limburg-Weilburg, Köln und Montpellier zu sehen, heißt es in einer Mitteilung. nnp

 

Ausstellung in der emporium-gallery in Lichfield, Oktober 2014
Ausstellung in der emporium-gallery in Lichfield, Oktober 2014